Scott Stapp – 28.04.2014 – Luxor Köln
Als ich den Auftrag bekam, als meinen ersten Job für 60minuten einen Konzertbericht über Scott Stapp zu schreiben, war mir der Name zuerst kein Begriff. Zuerst musste ich die Suchmaschine anwerfen, um heraus zu finden, dass ich es mit dem Frontmann von Creed zu tun bekommen würde. Eine der erfolgreichsten Bands rund um die Jahrtausendwende, die auch mich und meine Musik entscheidend mitgeprägt hat. Grammy Awards, Nr. 1 Hits, millionenfach verkaufte Alben und weitere Superlative, die man aneinander reihen kann und sein grandioser Absturz, der ihm fast das Leben gekostet hat. Die Erkenntnisse, die er daraus zog, beschrieb er in seinem Buch „Sinner’s Creed“, das 2012 (Verlag: Tyndale House Publishers, Inc.) Hier sind auch die Schilderungen seiner fundamentalistischen, christlichen Erziehung, der Verlust und die Wiederentdeckung seines Glaubens nachzulesen.
Nach christlicher Musik, Kirchentag Rock, hört sich das Anfang des Jahres 2014 erschienen Album „Proof of Life“ nun nicht an, aber ich habe mich schon gefragt, ob da nicht vielleicht einfach mal die alte Suppe aufgewärmt wird. So wie man es von so manchen einigen ehemaligen Größen des Showgeschäfts kennt, deren Spätwerke den Eindruck hinterlassen das es um Geldverdienen geht und nicht mehr um die Musik. Ich war gespannt, was mich an diesem Montagabend erwartet. Diese Geschichten über Scott Stapp oder andere Künstler sind das Eine, aber ein Konzert in einem ausverkauftem 500er Club erzählt für mich die ungeschminkte Wahrheit. Mit kleinem Besteck und klassischer Besetzung ( 2 Gitarren, Bass, Schlagzeug und Gesang) hautnah an den Zuhörern.
Diese Wahrheit war einfach umwerfend! Da kommt Mr. Stapp auf die Bühne, mit einer wirklich kraftvollen Band, und wischt alle Bedenken wie mit einer lapidaren Handbewegung hinweg. Die Single aus der aktuellen Platte „Slow Suicide“ und „What if“ von Creed brachten das Luxor schon nach den ersten beiden Stücken zu kochen. Der Funke sprang von der Bühne ins Publikum über und dann zurück, potenzierte sich und wurde zu einer gemeinsamen Energie, die ich so noch nicht erlebt habe. Die geschickt gewählte Mischung aus den aktuellen Songs und alten Creed Hits wie „Higher“, „My Sacrifice“ oder „With Arms Wide Open“ verschmolz zu einem Konzert wie aus einem Guss, als müssten die Stücke einfach so zusammen gehören. Es ist nicht nur seine außergewöhnliche Stimme, mit der er Menschen in seinen Bann zieht. Sie spüren, dass er mit jeder Faser lebt was er dort macht, dass er liebt was er macht und dankbar ist sich seiner Musik ehrlich hinzugeben und mit seinen Fans zu teilen. Das war am Schweiß seiner ehrlichen Arbeit und einem anhaltenden Lächeln im Gesicht klar ersichtlich.
So bringt er auch den Song „Jesus was a Rockstar“ auf die Bühne, dass ich mich eher an Deltablues erinnert fühle, anstatt an die christlichen Billboard-Charts in denen das Stück nun mal eine erfolgreiche Platzierung erreicht hat. Ich verstehe die diesbezüglichen Beißreflexe im virtuellen Blätterwald ohnehin nicht, aber vielleicht bin ich einfach zu alt um „cool“ sein zu müssen. Dazu hat er Musiker um sich herum versammelt, die die Musik mit ihm zusammen leben. Eine Band und nicht nur eingekaufte Profis. Chad Szeliga (dr), Andy Waldek (bs), Andy Wood (gt) und Travis Corner (gt) legen mit einem dichten Sound ein Fundament das in der Lage ist, diese unglaublich gute Stimme zu tragen.
Ich habe an diesem Tag eins meiner besten Konzerte gesehen und Lust auf mehr bekommen. Mein Gefühl sagt mir, dass Scott Stapp am Anfang von etwas Neuem steht. Noch beim Soundcheck wurde eifrig an Kleinigkeiten und Übergängen geschraubt. Dieser Test für eine Tour durch die großen Hallen macht mich neugierig, wie Scott und seine Band dieses Erlebnis überbieten werden. Ich bin mir sicher, sie werden es tun und wünsche es ihnen mit Stapps eigenen Schlussworten: „God bless you and rock on!“
Homepage Scott Stapp
Fotos © Uli Hoppert, Siren Media
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