Oli Brown im Quasimodo. Ein Konzertbericht von Mike und Holger. Da es ein gemeinsamer Abend von Rocktimes.de und 60Minuten war, heute wieder den ganzen Artikel. Quelle: Rocktimes.de:
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Oli Brown Quasimodo, Berlin 17. Februar 2011 Stil: Blues Rock
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Ich hatte ihn bereits im 2009er Caravan gesehen und war auch im letzten Jahr, als er mit seiner eigenen Band in Berlin auftrat, mit dabei. Dass Radio- und TV-Produzent Viktor Büttner vor Beginn des Gigs ein Interview organisiert hatte, lässt die Rockerherzen von mir und RockTimes-Gastschreiber Holger Ott höher schlagen. Dabei vernehmen wir so ‚wichtige‘ Dinge, dass Oli seine neue Frisur »totschick« findet und er für Ende des Jahres oder Anfang 2012 eine US-Tour plant.

[Holger]
Tja Mike, Oli Brown erinnert mich sofort an
Angus Young in sehr jungen Jahren. In der Tat wirkt Oli extrem schlank und mit frischer Dauerwelle auf dem Kopf. Klasse, wie er ziemlich locker auf mich zukommt und ich mit weichem Händedruck herzlichst begrüßt werde, so als wenn ich ihn schon seit seiner Geburt kenne würde. Auch während des folgenden Interviews redet dieser Jungspund wie ein alter, erfahrener Rockmusiker, der schon tausende dieser Gespräche hinter sich hat. Dabei ist der Typ gerade mal zwanzig Jahre alt und kann ja eigentlich noch nicht so viel erlebt haben. An der Tür postiert sich, mit wallendem weißem Haar, sein Vater, spielt den Torwächter und Schlüsselmeister und achtet penibel auf jedes Wort, das vom Mikro aufgezeichnet wird. In der Familie Brown scheint ein strenges Regiment zu herrschen.


[Holger]
Wie Mike bereits erwähnt hat, steht die Zukunft des weißen Blues auf der Bühne. In der Zeit des Hip-Hop und der Ballermann Schunkelmusik für das unersättliche Partyvolk, ist es verwunderlich, dass sich überhaupt noch junge Menschen für Bluesmusik interessieren und dann auch noch so tief an den Wurzeln graben, dass sie sogar Stücke von Muddy Waters interpretieren.


Heads I Win, Tails You Lose als Nachfolger seines 2008er Debüts Open Road mitgebracht. Beide Tonträger sind gespickt mit Coverversionen berühmter Vorgänger und natürlich seinen eigenen Kompositionen. Diese gesunde Mischung präsentiert Oli im Rahmen seines fünfzehn Songs umfassenden Abendprogramms. Die Anzahl der Stücke hört sich erst einmal wenig an, aber er versteht es, daraus eine zwei-Stunden-Show zu machen. Darin integriert sind seine hervorragenden Begleitmusiker am Bass und den Drums. Der ganz in Schwarz gekleidete Proctor bringt bei jedem Kick so viel Druck auf die Bühne, dass sich die Bass-Drum jedes Mal um einen Zentimeter nach vorne bewegt. Wäre sie nicht am Boden verankert, hätten wir sie spätestens nach dem dritten Song im Publikum wieder gefunden.


Mit ein paar deutschen Brocken lockert er die Stimmung zwischendurch noch etwas mehr auf. Die Leute gehen natürlich drauf ein und feiern mit ihm zusammen ein schönes Fest, dessen Höhepunkt die Übergabe des Gasangs-Mikrofons an einen der Gäste ist, der aus vollem Hals den Refrain mitgrölt. Oh Yeaaaahhhh !!!

Ja Holger, du hast die passenden Worte für den Gig gefunden und ich denke, wir haben fürs Jahr 2011 ein absolutes Highlight erlebt«. Neben dem bereits Erwähnten fand ich noch das Bass- und anschließende Drum-Solo außergewöhnlich gut, die beide in die Kategorie ‚Extraklasse‘ einzuordnen sind. Ein weiteres Schmankerl bot Brown den Fans, als er einen ausgiebigen Ausflug in die Räumlichkeiten des Clubs unternahm und somit jeden Anwesenden hautnah an seiner Spielkunst teilhaben ließ! Logisch, dass diese Aktion von den Fans mit Beifallsstürmen quittiert wurde. Während der diesjährige Blues-Caravan auch nicht schlecht vorbeirauschte, stelle ich trotzdem fest, dass Oli qualitativ schon noch einige Klassen besser und weiter ist! Insgesamt trat er mit einem enormen Selbstvertrauen auf, spielte sehr facettenreich und versprühte viel Esprit! Fürs nächste Jahr habe ich noch einen Tipp parat: ‚Oli, komm an einem Freitag oder Sonnabend nach Berlin, damit Du endlich vor einem ausverkauftem Haus spielen kannst! Verdient hast Du es allemal!‘ Zum Schluss wird noch das Erlebte mit uns dreien, Holger, Viktor und mir, sowie Stephanie, einer jungen Stammbesucherin des Clubs, und Mona in fast alle Einzelteile zerlegt und diskutiert. Wobei ich dabei erwähne, dass für mich nicht nur Brown zur Hoffnung des weißen Blues beiträgt, sondern gerade auch aus unserer Heimat mit
Henrik Freischlader oder Timo Gross, um nur zwei großartige Blueser zu nennen, ebenfalls dazu beitragen werden. Um 0.40 Uhr verlassen wir die Wirkungsstätte und selbst der sonst sehr besonnene Holger kann auf der Heimfahrt seine Begeisterung kaum im Zaum halten!
Oli Brown (vocals, guitar)
Gaz Rackam (backing vocals, bass)
Wayne Proctor (backing vocals, drums)