Die Butcher Babies in HH: Konzertbericht und Interview

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Rock Cafe Hamburg, 17.06.2015

Kathrin hat in Hamburg beim Konzert der Butcher Babies abgerockt und hinterher mit der Band gesprochen. Ihr Fazit: Vorurteile widerlegt, geiles Konzert und das Unglaubliche ist eingetreten: Kathrin war sprachlos! Haben die ganz großen Magazine bei ihrem Verriß der Band jemals ein Konzert gesehen, die Musik gehört, mit der Band geredet? Gott sei dank konnte Kathrin hinterher wieder schreiben. Hier ihr Bericht und ihr Interview.

Viktor

IMG_2804 KopieDer Konzertbericht

Die Butcher Babies im Hamburger Rock Cafe haben mich überwältigt und einfach sprachlos gemacht. Das passiert selten! Es war die Idee eines Bekannten, sich doch mal die Butcher Babies anzusehen. Gut, ich habe sie bei Youtube gesucht und fand sie auf den ersten Blick ziemlich…fake. Die Live Aufnahmen waren nicht wirklich toll und die Bildersuche spuckte zwei hochgestylte Playboy Bunnies aus. „Na das kann ja was werden“, dachte ich.
Als es dann hieß, dass ich die Möglichkeit eines Interviews bekommen würde, musste ich gründlicher recherchieren, sah mir Interviews an, lauschte dem Album. Tatsächlich zog mich die seit 2010 bestehende fünfköpfige Band bald in ihren Bann. Die Frontfrauen Carla Harvey und Heidi Shepherd sehen großartig aus. Keine Frage. Aber die Stimmgewalt hinter diesen zierlichen Ladys. Darum geht es doch!
IMG_2864-2 KopieOhne Vorband, nach einem kurzen Intro, stürmten die beiden Sängerinnen auf die kleine Bühne im Rock Cafe Hamburg und legten vom ersten Ton an voll los. Begleitet von Henry Flury (Gitarre), Jason Klein (Bass) und Chris Warner (Drums) spielten sie 13 Songs. Alle Jungs beherrschten ihre Instrumente unglaublich gut. Tatsächlich wurde kein Ton vom Band hinzugefügt und das Tabbing von Henry saß auf den Punkt.
Das Publikum war ab der ersten Sekunde mit dabei, stand direkt vor der Bühne, klatschte, sprang und moshte- wer das Hamburger Publikum kennt weiß, dass das Seltenheitswert hat. Sogar Crowdsurfing und ein Circlepit kamen nach einmaliger Aufforderung von Heidi sofort zustande. Das Rock Cafe bebte förmlich.

IMG_9305Es erwartete uns eine Mischung aus Songs ihres aktuellen Albums „Goliath“, gepaart mit Ausblicken auf neue Werke. Mindestens eines davon wird meiner Meinung nach demnächst auf keiner Party mehr fehlen dürfen.
Nach 70 Minuten Vollgas, Luftsprüngen, fliegenden Haaren und stattlichen Tönen, gaben die Fünf dann noch eine lange Zeit Autogramme und ließen sich fotografieren, bevor ich endlich mein Interview machen konnte. „You got 10 minutes“, war die klare Ansage der Tour Managerin.

 

Das Interview

In Backstage Bereich erwarteten mich dann Heidi und Carla, die frecher Weise kein Stück so aussahen, als hätten sie gerade einen Auftritt absolviert und stellten sich in bester Laune und sehr redselig meinen Fragen. Hier für euch eine sinngemäße Übersetzung des Interview. Den Mitschnitt findet ihr weiter unten.

60min: Hallo, ihr beiden! Da wir nur ganz kurz Zeit haben, lasst uns gleich voll einsteigen. In eurem Video zu „Mr. Slowdeath“ verarbeitet ihr optisch ziemlich harte Themen- um was genau geht es euch in dem Text? Ich finde ja allgemein eure Texte sehr tiefgreifend.

Heidi: Wir sind alle durch Dinge in unserem Leben gegangen, vor denen wir weggelaufen sind. Die Basismessage ist: es ist ok, wenn du in dich zurückgehst. Wenn du wieder ein Kind bist und einfach unschuldig. Es ist in Ordnung, wenn du wieder heimgehst.

Carla: Wir sind in unserem Leben sehr oft ganz von vorne angefangen und jetzt sind wir genau da, wo wir hingehören. Wir machen Musik, touren um die Welt und können den Ärger über alles in einer sehr positiven Art aus uns heraus schreien. Wir sind darauf wirklich stolz.

60min: Ich mochte gerade euren neuen Song unglaublich gerne. Den kann ich mir gut als neue Partyhymne vorstellen. Der hat sehr hohen Wiedererkennungswert. Können wir davon noch mehr erwarten auf dem nächsten Album?

Heidi: Oh Dankeschön! Das freut uns wirklich. Ja, auf dem nächsten Album Take It Like A Man haben wir mehr Trash Fun Songs. Wir wissen, was unsere Fans hören wollen und performen für sie. Naja. Und für uns. Ich denke, das merkt man, Wir lieben es, auf der Bühne zu stehen. Das ganze Album ist voller Energie. Obwohl wir auch ein paar überraschende, melodische Lieder haben. Bei einem verwenden wir ausschließlich klaren Gesang. Aber wirklich nur bei einem! Ansonsten ist es ein wilder Rock`n`Roll Ritt.

https://www.youtube.com/watch?v=xzuHvqQO8J8

60min: Ich liebe die Energie, die ihr auf die Bühne bringt. Das war überwältigend- wie ihr herumgesprungen seid.

Heidi: Ja, das hat so viel Spaß gemacht. Ich hatte fast das Gefühl, ich würde stillstehen weil so wenig Platz war. Aber wir nutzen jeden Zentimeter der Bühnen aus. Auch wenn sie klein sind.

Carla: Wir sind Metal Kids. Quasi im Pit aufgewachsen und wir lieben Metal. Und wir lieben es, Metal zu performen und wollen all das auch auf die Bühne bringen.

60min: Kennt ihr das Zitat aus einem großen deutschen Metal Musikmagazin zu eurem Album? In Wikipedia steht zitiert, dass „zwei paar Busen vergeblich musikalische Argumente ersetzen sollen“ und dass euer Album „mehr nach Marketing als nach Metal“ klänge.

Heidi: Wir haben das nie gelesen.

60min: Ich finde das ziemlich respektlos, haben die mit euch jemals geredet?

Heidi: Nein, niemals. Das Problem ist, dass Menschen manchmal denken, dass unser Tribute an Wendy O Williams (Frontfrau von „The plasmatics“) dazu dient, irgendwas zu vertuschen und das ist völliger Mist. Um ehrlich zu sein. Leute können denken was sie wollen, es ist mir verdammt egal! Du hast es ja mitbekommen. Die Leute sind auf einen Mittwochabend in einen kleinen Club in Hamburg gekommen um Spaß zu haben. Das ist es, worauf es ankommt. Das definiert meine Karriere! Nicht den Bullshit, den irgendein Magazin sagt. Wahrscheinlich hat er unser Album noch nicht einmal gehört.

Carla: Oder uns mal live gesehen.

Heidi: Ich lese das Zeug online nicht. Andere Leute definieren nicht unsere Karriere. Das mache ich selber.

Carla: Wir sind stolz auf das, was wir aus unserem Leben in den letzten fünf Jahren gemacht haben. Und aus unseren Karrieren.

Heidi: Wenn man alles außer der Musik wegnimmt, spricht die Musik für sich selber. Die Show spricht für sich selber. Das Publikum. Wir spielen vor 10000 Menschen. Das spricht für uns. Nicht irgendein verschissener Journalist, der in dem Keller seiner Mutter wohnt und sich auf uns einen runterholt.

60min: Ihr habt das Hamburger Publikum gerade zum springen gebracht. Es gab einen Pit und Crowdsurfing. Das ist so unglaublich selten hier.

Heidi: Machen die das sonst nicht? Wie verrückt. Ich hab euch angesehen und ihr beiden (Anm.: ich hatte eine charmante Begleitung an dem Abend) habt gelächelt, mitgesungen und getanzt. Das war für mich eine so große Auszeichnung. Menschen singen, lachen und springen zu sehen. Das wollen wir rüberbringen. Wir wollen, dass ihr eine gute Zeit habt. Es geht nicht wirklich um uns. Wir wollen Spaß haben. Die Musik ist etwas sehr persönliches für uns alle. Wenn wir das schaffen: großartig!

60min: In euren Texten geht es oft um Exfreunde und Familie. Wie kommen die damit klar?

Carla: Meine Familie war immer sehr stolz auf mich. Sie wussten, dass ich das machen will seitdem ich klein war. Ich hatte eine Menge Probleme als Kind, aber in Sachen Musik wurde ich immer runterstützt.

Heidi: Meine Familie hat jahrelang nicht mit mir geredet. Und ich habe wirklich eine große Familie. Meine Familie hatte keine Ahnung, wer Wendy O Williams ist. Sie dachten, ich wäre eine Hure. Das, was der Mann vom Metal Hammer geschrieben hat was das, was meine ganze Familie dachte. Bis meine Mutter und mein Bruder unseren Auftritt beim Mayhem Festival gesehen haben. Da haben sie realisiert, dass es etwas Reales und kein kleines blödes Ding.
Jetzt haben wir die Möglichkeit, um die ganze Welt zu reisen und sie erkennen es als Karriere an. Sie mögen kein Metal, aber sie unterstützen mich.

60min: Also bringt die Musik Menschen zusammen?

Carla: Ja, gerade Metal tut das.

Heidi: Meine Mutter ist jetzt so drauf „Wer erzählt Mist über mein kleines Mädchen?“ Das ist so süß.

https://www.youtube.com/watch?v=s6LxDCa3pCY

60mn: Ich habe es geliebt, dass ihr gerade auf der Bühne zum Publikum gesagt habt: „Welcome to the family“…

Heidi: So fühlt es sich für uns auch an. In der Metal Community geht es nicht nur um Musik. Man erschafft sich eine Familie. Es ist ein Lebensstil, der Bänder knüpft. Es geht nicht darum, wie du aussiehst oder woher du kommst. Nicht um Sprache, Hautfarbe oder sexuelle Vorlieben. Es geht darum, was du innerlich fühlst.

Carla: ich denke, dass jeder, der nicht in die Gesellschaft passt und zu Metal gefunden hat, eine neue Gruppe Freunde und einen neuen Sinn gefunden hat. So war es bei uns und wir wollen das weitergeben.

60min: Nehmen euch die Leute als „Carla&Heidi“ wahr oder komplett als Band? Auf den Bildern sieht man sehr oft ja nur euch beide.

Butcher Babies im Gespäch mit Kathrin

 

Carla: Wir nehmen uns als Band war. Und ich denke das Publikum auch. Als wir in San Franzisco gespielt haben standen wir ungestylt draußen und ein Typ im Butcher Babies Shirt hat uns nicht wahrgenommen.

Heidi: In der Band sind wir alle gleich. Wir sind Butcher Babies. Die Sänger werden ja auch bei anderen Bands meistens von Magazinen abgebildet. Wir reden ja auch meisten.
Einige unserer Bandmitglieder fühlen sich auch nicht wohl damit„eine Stimme“ zu sein.

60min: So, jetzt ist unsere Zeit auch schon vorbei. Ganz vielen lieben Dank dafür und ganz viel Spaß euch auf den Festivals!

Links:

Butcher Babies , Butcher Babies bei Facebook, Butcher Babies bei Twitter, Century Media Records

Setlist Rock Cafe HH:

Cleansing
Mirrors
Goliath
Beer Drinkers
Jesus Needs More Babies For His War Maschine
Mr. Slowdeath
Igniter
Monsters Ball
Gasoline
In Denial
Crazy Horses
They are coming to
Magnolia Blvd

Quelle und Copyright der Bilder: Philippe Archambeau 2015

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