Alice Cooper – Theatre Of Death. Berlin, 08.11.10. Ein Konzertbericht

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Story by Holger Ott

Da ich Alice Cooper seit über 20 Jahren nicht mehr live gesehen hatte, war die Vorfreude auf den Konzertabend in der Max-Schmeling-Halle besonders groß. Auf Grund der allseits bekannten Werbung eines großen Elektronik Marktes ist Mr. Cooper seit fast zwei Jahren wieder in aller Munde und neben den Printmedien im TV ständiger Gast der beliebten Werbepausen. Ja, die Spots sind cool und lustig und jeder war bestimmt gespannt, wer aus Cooper´s Bar letztendlich auf der Bühne erscheinen wird. Die Macher der Werbung sollten sich mal überlegen daraus eine Vorabendserie zu entwickeln, ähnlich wie bei den Simpsons in Moe´s Taverne, in der sich alle Loser des Universums einfinden um sich ordentlich die Kante zu geben.

Erschreckend war nur, dass Cooper´s Bar in Berlin nur spärlich gefüllt war. Da half es auch nicht dass mit Eisbrecher und Tarja eigentlich sehr gute Zugpferde im Vorprogramm auf der Bühne standen. Als es Pünktlich um 19 Uhr mit Eisbrecher los ging, waren zu diesem Zeitpunkt höchstens 500 Leute im Saal und der Kommentar von Sänger Alexx ließ nicht lange auf sich warten. Kann man der Band nur wünschen dass Ihr Konzert im Huxley´s in vier Wochen besser besucht wird. Ihr 30 Minuten Auftritt war von der Songauswahl sehr gut und wer auf Bands steht die im Kielwasser von Rammstein mit schwimmen und versuchen nicht unterzugehen, war bestens bedient. Bei dem folgenden Act sah die Welt plötzlich ganz anders aus. Das Intro von fast 5 Minuten im Dämmerlicht und ohne sichtbare Musiker auf der Bühne hebt die Spannung in ungeahnte Dimensionen und als dann endlich Tarja Turunen auf der Bühne stand und Ihre beeindruckende Stimme erhob, richteten sich auch bei mir die Nackenhaare auf.

Die Frau hat schon eine besondere Ausstrahlung und versteht es die Massen in Ihren Bann zu ziehen. Klassische Stimme zu Heavymetal ist schon etwas ungewöhnlich aber irgendwie ist es bei Tarja in keinster Weise störend. An Ihrer Seite begleiteten Sie hochkarätige Musiker, mit dem Head bangenden Irokesenhäuptling Mike Terrana an der Spitze, der permanent seine überdimensionalen Drums bearbeitete und dabei lockere Fingerübungen mit den Sticks machte. Während Ihrer 60 Minütigen Show wechselte Tarja dreimal das Bühnenoutfit um immer für die jeweiligen Songs perfekt rüber zu kommen.

Beste Gelegenheit für die Gitarristen das Zepter zu übernehmen, um in den Phasen von Tarja´s Verwandlung mit geschickten Soli Ihr können unter Beweis zu stellen, ohne dabei in den Vordergrund zu rücken. Natürlich waren neben Tarja´s aktueller Scheibe „What Lies Beneath“ auch musikalische Leckerbissen aus Nightwish Zeiten zu hören. Höhepunkt und mitschunkel Gassenhauer natürlich „Over The Hills…..“. Schade das Wishmaster ausblieb.

Das wäre es gewesen, hätte für mich die Show komplett abgerundet, meinen persönlichen „Wish masterhaft“ erfüllt.  Um 21.20 Uhr fiel dann endlich der große Vorhang und das Theatre of Death öffnete seine Pforten, um dem gebannten Zuschauer möglichst viele verschiedene Todesarten darzubieten. Alice Cooper erzählte uns in neunzig Minuten, auf welch grausame Art und Weise er seine Mitmenschen um die Ecke brachte und zu welchen

Strafen man ihn dafür verurteilte.  So oft wie Alice auf der Bühne hingerichtet wurde, müsste er eigentlich eine Katze mit neun Leben sein. Er peinigte ständig seine Musiker und Bühnenakteure; wer nicht parierte, wurde kurzerhand abgestochen. Als Mr. Cooper in den 70er Jahren diese Metzelorgien zum Besten gab, war sie natürlich eine Sensation. Inzwischen sind seine Tricks bekannt, aber noch immer beste Unterhaltung. Manch dargestellte Schlachtung geht hart an den Rand des guten Geschmacks. Findet Ihr es geil einem Baby den Kopf abzuschlagen mit dem Degen und Ihn anschließend als Trophäe aufgespießt herum zu tragen? Natürlich musste Alice für diese Greueltat erneut hingerichtet werden: unter dem Gejohle der Fans wurde er in eine Kiste gesperrt und mit Stangen durchbohrt. Zuvor war schon Erhängen angesagt, sowie der Tod durch das Fallbeil und die Giftspritze. Schade dass dabei kein Blut herumgespritzte und die ersten Reihen so richtig besudelt wurden. Das hätte was Authentisches gehabt.

Die Reihenfolge seiner Songs ist so gewählt, dass sie den Rahmen für seine Metzelorgien bildet, eine Geschichte erzählt. Vom Opener „School’s Out“, nach dem er sich in seiner Freizeit in „No More Mr. Nice Guy“ verwandelt und seine Massaker beginnt, über „Only Women Bleed“ und „Poison“ bis zu „Billion Dollar Babys“, um in der Zugabe „Elected“ auf den Höhepunkt seiner „mörderischen Karriere“ zu gelangen. Mit dem erneuten und letzten Stück „School´s Out“ fällt Alice dann wieder in seinen Alltagstrott zurück um in der nächsten Stadt, in der er mit seiner hervorragenden Band auftritt, den Horror von Vorne beginnen zu lassen.

Viele werden sich sicherlich gefragt haben, warum „School´s Out“ zum Anfang und zum Ende der Show gespielt wurde, aber wer die Geschichte verstanden hat, dem wurde klar warum. Alice Cooper ist wie Jekyll und Hyde, vom biederen Normalo Vincent Furnier zum gnadenlosen Killer Alice. Und der ist bis Heute nicht tot zu kriegen und wird uns hoffentlich noch viele Jahre das Fürchten lehren. Mit Bill Kaulitz zieht er sich ja soeben seinenNachfolger des Grauens heran.

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